(Schriftliche Frage Nr. 10/372 für den Monat Oktober 2024)

Frage:

Teilt die Bundesregierung die Einschätzung des scheidenden Interpol-Generalsekretär Jürgen Stock, der davor warnt, dass das synthetische Opioid Fentanyl verstärkt in den europäischen Markt einsickert und gibt es dafür mit Blick auf Deutschland belastbare Zahlen bzw. Informationen über Menge und Herkunft (wenn ja, bitte aufschlüsseln nach Monaten im Jahr 2024)?

Antwort des Bundesministeriums des Innern und für Heimat vom 30. Oktober 2024:

Der Bundesregierung liegen zum jetzigen Zeitpunkt keine belastbaren Fentanyl-Sicherstellungszahlen für das Jahr 2024 vor, sodass weder die Analyse eines Trends noch tragfähige Rückschlüsse zu diesem Zeitpunkt möglich sind. Die entsprechenden Daten für das Jahr 2024 werden nach Abschluss des Jahres zusammengestellt, systematisch ausgewertet und anschließend im Bundeslagebild Rauschgiftkriminalität abgebildet, welches belastbare Rückschlüsse erlaubt. Gemäß derzeitigem Erkenntnisstand der Bundesregierung stammt die Mehrheit des in Deutschland missbräuchlich konsumierten Fentanyls aus medizinischer Herstellung. Die Beschaffung findet häufig anhand von Diebstählen aus Krankenhäusern, Apotheken und Pflegeeinrichtungen oder auch mittels gefälschter Verschreibungen für entsprechende Arzneimittel statt. Außerdem stellt das Internet/Darknet eine Plattform für den illegalen Handel mit Fentanyl dar. Die Zahlen bekannter Fälle sind auf einem relativ niedrigen Niveau.

Die Bundesregierung führt ein engmaschiges Monitoring zur ganzheitlichen Betrachtung des Phänomenbereichs der Synthetischen Opioide einschließlich Fentanyl durch, auch um vor einem verstärkten Auftreten von Fentanyl und anderen synthetischen Opioiden u. a. über das Frühwarnsystem NEWS warnen zu können. Die zuständigen Ressorts der Bundesregierung stimmen sich zudem regelmäßig über neue Erkenntnisse ab. Im Zuge dessen sind in der jüngsten Vergangenheit neue Entwicklungen im Hinblick auf Fentanyl und synthetische Opioide auf dem deutschen Rauschgiftmarkt zu beobachten. So konnten seit Ende letzten Jahres erstmals einzelne Sicherstellungen von Fentanyl-Heroin-Gemischen festgestellt werden. Ebenso kam es in München im Dezember 2023 zu einer Sicherstellung des stark wirksamen Fentanyl-Derivats Carfentanyl.