(Schriftliche Frage für den Monat Januar 2023)
Frage

Welche Erkenntnisse liegen der Bundesregierung über mögliche ökonomischen und fiskalische Auswirkungen einer gewaltsamen Sperrung der Straße von Hormus durch den Iran auf die (Welt-)Wirtschaft (Energiepreise, Konjunktur, Öl- und Gasversorgungssicherheit etc.) vor (www.die presse.com/6232635/iran-kuendigt-militaeruebun gen-nahe-internationaler-oel-handelsroute-an/; www.zeit.de/politik/ausland/2019-07/persischer-g olf-strasse-von-hormus-iran-konflikt-oeltransp ort/; www.sueddeutsche.de/meinung/kommentar-i srael-iran-krieg-netanjahu-1.5707667?reduced= true)?

Antwort des Staatssekretärs Dr. Patrick Graichen vom 6. Januar 2023

Die Straße von Hormus zwischen Oman, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Iran ist insbesondere für den globalen Erdöl- bzw. Erdgashandel von Bedeutung: 30 Prozent des weltweit seegelieferten und 20 Prozent des global gehandelten Rohöls sowie circa 26 Prozent der weltweiten Flüssiggasexporte werden über diese Route transportiert. Über 80 Prozent des jeweils verschifften Öls und 75 Prozent des Gases sind dabei für Asien bestimmt. Sie ist die damit weltweit wichtigste Wasserhandelsroute und insbesondere für Importeure wie China, Japan und Indien unverzichtbar. Zudem nehmen Waren, die nicht via Luftfracht exportiert werden, den Weg über die Straße von Hormus.

Eine Sperrung oder signifikante Störung der Wasserhandelsroute Straße von Hormus hätte gravierende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Es könnte zu Preissprüngen durch Angebotsverknappung auf dem globalen Öl- und Gasmarkt (inklusive Flüssigerdgas – LNG) mit Auswirkungen nicht nur auf Export- und Importstaaten kommen. Zur Kompensation müssten etwa die asiatischen Verbraucherländer auf andere Märkte ausweichen, was den Preisdruck auch im Warenhandel erheblich steigern dürfte.

Im Hinblick auf die Versorgungssicherheit in Deutschland dürften bei einer kurzzeitigen Schließung der Straße von Hormus die Auswirkungen handhabbar sein. Für den Fall von Versorgungsstörungen hält der Erdölbevorratungsverband (EBV) ständig Bestände an Erdöl und Erdölerzeugnissen vor: in der Höhe, die mindestens den täglichen Durchschnittsnettoeinfuhren für 90 Tage, bezogen auf die letzten vor dem Bevorratungszeitraum liegenden drei Kalenderjahre, entspricht. In einem Szenario einer Schließung der Straße von Hormus ist die Internationale Energieagentur (IEA) 2019 in ihrem Gutachten zu dem Schluss gekommen, dass die IEA-Mitgliedsländer die fehlenden Mengen für mindestens 90 Tage ausgleichen können.